Annette Freiin von Droste Hülshoff wurde am 10.1.1897 auf Schloss Hülshoff bei Münster geboren.
Sie gilt als eine der größten deutschen Dichterinnen.
Sie entstammt einer alten, westfälischen Adelsfamilie, welche sie und ihre drei Geschwister streng katholische erzogen hat. Von Jugend an hatte sie an Krankheiten zu leiden, wurde jedoch mit vielseitiger Ausbildung durch Hauunterricht und zahlreichen Reisen gefördert. Des Weiteren bekam sie auch die Möglichkeiten zahlreiche bekannte Persönlichkeiten kennen zu lernen, wie z.B. die Gebrüder Grimm. Als 1826 ihr Vater stirbt zieht die Droste mit ihrer Familie ins Rüschhaus – dem Witwensitz von Schloss Hülshoff. 1848 stirbt Annette ledig an einer schweren Lungenentzündung.
Ihr und ihrem bekanntesten Werk „die Judenbuche“ wurden 1992 die 20 DM-Schein der vierten Generationen gewidmet.
Die Judenbuche basiert auf einer wahren Begebenheit, sowie der „Geschichte eines Algierer-Sklaven“, welche ihr Onkel geschrieben hat.
1738 wird Friedrich Mergel, als Sohn zweiter Ehe, in schwierige, ärmliche Verhältnisse hineingeboren. Sein Vater ist stark alkoholabhängig und die Mutter kann sich gegen ihren gewalttätigen Mann nicht durchsetzen. Als Friedrich 9Jahre alt ist stirbt sein Vater an den Folgen seiner Sucht an Unterkühlung im Brederwald. Fortan muss Friedrich mit seiner Mutter ausgeschlossen von der Gesellschaft leben. Als der fragwürdige, listige Bruder der Mutter 1750 zu Besuch kommt und Margret eine Art Adoption Friedrichs vorschlägt, stimmt diese zu und die Charakterzüge Friedrichs fangen an sich drastisch zu ändern und sich immer mehr denen des Onkels anzupassen. In dieser Zeit baut Friedrich eine Freundschaft zu seinem Doppelgänger Johannes Niemand auf. Dieser ist Friedrich, wie aus dem Gesicht geschnitten, weißt jedoch dessen früheren schüchternen, ruhigen Charakterzüge auf. Ab 1756 treiben die Holzfrevler ihr Unwesen. Als Friedrich gerade Vieh hütet trifft er mit Oberförster Brandis zusammen, welcher ihm vorwirft ein Spitzel der Diebe zu sein und seine Familie beleidigt. Nachdem der Oberförster am selben Tag tot aufgefunden wird. Friedrich kann erfolgreich seine Unschuld beweisen. Mittlerweile definiert sich Friedrich immer mehr durch Kraft, Besitztümer und Prahlerei. Somit ist er zu tiefste in seinem Stolz verletzt als der Jude Aaron in 1760 in der Öffentlichkeit als säumigen Schuldner bloßstellt. Wenig später wird Aaron in der Nähe der Buche tot aufgefunden. Friedrich wird des Mordes beschuldigt. Bevor man diesen jedoch zur Rede stellen kann ist dieser bereits mit Johannes Niemand geflüchtet. Nachdem Aaron begraben worden ist, wird die Buche von den trauernden Juden der Umgebung gekauft und die drohende Inschrift „Wenn du dich diesem Orte nahest, so wird es dir ergehen, wie du mir getan hast“ in die Buche geschlagen.
Am Heilig Abend 1789 kehr Friedrich im Alter von 50 Jahren zurück. Da er vorerst keinen Namen nennt wird er für Johannes Niemand gehalten. Dieses Versteckspiel spielt Friedrich mit und fängt an sich seinen Unterhalt durch kleinere Botengänge zu verdienen. Bis er eines Tages von einem nicht zurückkehrt. Durch Zufall wird er tot an der Buche hängend aufgefunden. Nachdem man ihn heruntergeschnitten hat erkennt ein Anwesender eine Narbe Friedrichs, die den Leichnam eindeutig als Friedrich Mergel identifiziert, worauf dieser auf dem Schindanger verscharrt wird.
Auf Friedrich wirkt eine Reihe von Einflüssen ein. Unter anderem sein Elternhaus, welches ihn sozial und ethnisch in der Gesellschaft herabsetzt und Friedrich die Orientierung verlieren lässt. Des Weiteren ist die heimatliche Umgebung auch ein wichtiger Gesichtspunkt. Durch sie werden Friedrich falsche Werte, wie Prahlerei, die Ausgrenzung sogenannter „Minderwertiger“, wie List und Gewallt vermittelt. Welche sich auch immer wieder in den Problemen der Holzfrevlerei widerspiegeln, genauso wie die fehlenden verbindlichen Strafgesetze, was für eine Verwirrung zwischen Richtig und Falsch sorgt. Die Natur spielt auch eine sehr wichtige Rolle. Durch sie werden die gegenwärtigen Situationen, wie z.B. Gewalt und Bedrohung besonders verdeutlicht. So werden bedrohende Situationen unter Anderem mit einer gewittrigen Stimmung unterlegt. Die abgeschlagenen Bäume können als Metapher der Toten angesehen werden. Und letztendlich ist die Buche ein entscheidendes Element, welches am mit dem Suizid Friedrichs als Endstation für ein verfehlten, zerstörten Lebens steht.
Auf Grund all dieser Einflüsse kann Friedrich als Opfer einer erbarmungslosen Gesellschaft, ohne echter christlichen und sozialer Werte, angesehen werden, welche Schwache lieber verkommen lässt anstatt ihnen zu helfen. Folglich Leben also beschädigt, anstatt dieses zu bewahren.
Die Buche dient als Dingssymbol, sie verbindet die Geschehnisse miteinander und fungiert als Symbol für Schuld und Gewalt, indem sie immer wieder Tatort einschneidender Ereignisse ist.
Die Narbe Friedrichs an welcher er letztendlich identifiziert wird entspricht dem biblischen „Kainsmal“, welches ein eindeutiges Schuldsymbol und somit auch die Schuld Friedrichs darstellt.
Die Geschichte durchläuft diverse Wendepunkte, bis sie mit dem Selbstmord Friedrichs schließlich den absoluten Tiefpunkt erreicht hat.
Das wichtigste, von Annette angewandte Stilmittel ist das beredte Schweigen, welches sie gekonnt einsetzt um Zustände zu verdeutlichen, ohne diese auszusprechen.
Zu guter letzt bleibt zu erwähnen, dass die Entwicklung der Handlung mit den gesellschaftlichen Zwängen keinerlei Platz für eine persönliche Entwicklung Friedrichs lässt und er sich stattdessen so darin verwickelt bis es schließlich im Suizid eskaliert.
Plakat
-Stichpunkte-
Herkunft des Begriffs
Parodie auf einen schwäbischen, treuherzigen, spießbürgerlichen Lehrers (von Ludwig Eichrodt)– 1850-1857 in den „Fliegenden Blättern“ veröffentlicht
Historischer Hintergrund
-Interessenkonflikt zwischen den deutschen Fürsten und den „Jungen Deutschland“
-1814/15Wiener Kongress
-1815Gründung des Deutschen Bundes
Gründung von Burschenschaften (1. in Jena)
-1819Karlsbader Beschlüsse
-1834Gründung des deutschen Zollvereins
-1835Eisenbahn Nürnberg-Fürth (Industrieentwicklung durch den Eisenbahnverkehr)
-Vermittlung falscher Werte: Prahlerei, Ausgrenzung, List und Gewalt (Holzfrevel)
-keine verbindlichen Strafgesetze
Die Rolle der Natur
-Gewalt und Bedrohung(düsterer Brederwald, Gewitterstimmung)
-abgeschlagene Bäume, als Metapher für die Toten in der Novelle
-Die Buche als Endstation eines zerstörten bzw. verfehlten Lebens (Suizid Friedrichs)
→ Friedrich ist Opfer der Gesellschaft, ohne soziale und echte christliche Werte
Aufbau der Novelle
-Dingsymbol der Judenbuche = verbindendes Element, Symbol für Schuld und Gerechtigkeit
-Narbe bei der Identifizierung Friedrichs ó biblisches „Kainsmal“ (= eindeutiges Schuldsymbol)
-Diverse Wendepunkte, bis schließlich der absolute Tiefpunkt erreicht ist (=der Selbstmord)
-Wichtigstes Stilmittel: beredtes Schweigen
-Die Entwicklung der Handlung mit ihren gesellschaftlichen Zwängen lässt keinen Platz für eine persönliche Entwicklung Friedrichs (stattdessen: eine Verwicklung die im Suizid eskaliert)
Quellen:
Von Droste-Hülshoff, A.: Die Judenbuche, Reclam Verlag, Stuttgart, 2006
Freud, Winfried: Erläuterungen zu Annette von Droste-Hülshoff Die Judenbuche, Bange Verlag, Hollfeld, 2003
Sonner, Franz-Maria: Anette von Droste-Hülshoff Die Judenbuche, Cornelsen Software, Berlin, 2000
Bieker, Josef: Auf Annette von Droste-Hüllshoffs Spuren, Eine Bildreise, Ellert & Richter Verlag, Hamburg, 1994
Rölleke, Heinz: Oldenbourg Interpretationen, Bd.33, Die Judenbuche, 2. Auflage, Oldenbourg R. Verlag GmbH, Oldenbourg, August 2000